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Raus aus der Opferrolle

„Barrierefrei im Kopf – auf zu neuen Ufern“ – unter diesem Motto stand ein  Vortrag, den Sebastian Wächter vor den Abiturienten des Egbert-Gymnasiums hielt. Wächter ist 31 Jahre alt und sitzt seit seinem 18. Lebensjahr im Rollstuhl. Ein Unfall beim Wandern, ein missglückter Sprung über einen Bach führte zu einem Genickbruch, der mit Lähmungen der Beine und auch der Finger einher ging.  

Wächter weiß, was es heißt, mit Veränderung umzugehen. Nach seinem Studium und einer Tätigkeit als Aktienfachmann ist er heute selbstständig und hält Vorträge im Bereich Motivation. Er inspirierte die jungen Abiturienten, die nach dem Abi ebenfalls vor großen Veränderungen stehen. Wächter richtet den Blick nicht mehr darauf, was passiert ist und was jetzt alles nicht mehr geht, sondern darauf, was er noch kann. „Fünf Prozent meiner Muskeln funktionieren noch.“ 

Ans Herz legte Wächter den Schülern die Frage, warum sie Ziele erreichen wollten. Er sprach die Empfehlung aus, Ziele zu emotionalisieren, was ihm auch selbst geholfen hat: „Ich war die ersten sechs, sieben Jahre nach dem Unfall auf Hilfe beim Anziehen angewiesen. Heute schaffe ich das alleine in 40 Minuten, weil ich unbedingt unabhängig und selbstbestimmt sein wollte.“ Als Hilfe dabei könne dienen, sich das bildlich vorzustellen, welchen Stolz man über ein erreichtes Ziel empfinden könne. Rückschläge und Zweifel würden kommen, aber sie seien nicht entscheidend: „Wichtig ist, was ihr daraus macht.“

Intensiv beschäftigte sich Wächter auch mit der Frage, wie man mit Enttäuschungen umgeht. In seinem speziellen Fall ging es zum Beispiel um das Problem, alleine vom Rollstuhl ins Bett zu kommen. Monatelang trainierte er eine bestimmte Technik, bis er erkannte: „So geht es nicht, es braucht einen neuen Anfang, ich entscheide mich neu und übernehme dafür Verantwortung.“ Im Blick auf das Abitur im Corona-Jahr rückte Wächter auch das Positive in den Vordergrund: „Ihr konntet zwar keine Konzerte und Klassenfahrten erleben, aber ihr habt Erfahrungen gemacht, die sonst keiner hat und die euch auch weiterhelfen können.“ Irgendwann stehe man vor der Frage: „Will ich ein zufriedenes Leben führen oder will ich hadern? Das ist eure Entscheidung!“

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