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Faust als Mann und Frau

Theatergruppe des Egbert-Gymnasiums bringt Klassiker auf die Bühne

Münsterschwarzach. Szenen aus Goethes „Faust“ spielte das Oberstufen-Theater des Egbert-Gymnasiums im Rahmen der Kulturwoche. Allerlei moderne Adaptionen ließ sich Regisseur Michael Aust dabei einfallen. So trat „Gott“ nicht nur beim Prolog im Himmel in Erscheinung, sondern rezitierte im Verlauf des Stückes immer wieder Umfrageergebnisse, die unfehlbaren Gottesurteile unserer Zeit. Faust gab es doppelt, und zwar als männliche und weibliche Version, um das Stück gendergerecht ins Heute zu übersetzen – allerdings verdoppelte sich damit auch die teuflische Kraft des Mephisto. In Video-Installationen wurden zum einen die Originalverse des Ostersparziergangs an die Decke geworfen, zum anderen in Auerbachs Keller eine ausgelassene Partystimmung erzeugt.

Die Verjüngung von Faust erfolgte mit den modernen Drogen unseres Gesundheitswahns, mit Anti-Aging Pillen und medizinischen Zaubersäften. Die menschliche Tragödie blieb dennoch die gleiche: Faust verführt Gretchen, sein Schlafmittel tötet ihre Mutter, sie ist moralisch und gesellschaftlich bloßgestellt und verzweifelt. So lenken die Anregungen des modernen Regietheaters auch den Blick auf den Kern der Botschaft: Unfassbar, was Menschen Menschen antun können und wie das Glücksstreben des einen den anderen ins Unglück stürzt. So bleibt Faust ein Stück mit zeitlos aktuellem Gehalt, auch wenn es der Lehrplan der neuen Oberstufe in Bayern künftig nicht mehr als Pflichtlektüre betrachtet.

Zu den Fotos:

  1. Blumen an das Grab: Gretchen trauert um ihre Mutter, da kann auch Faust nicht trösten.
  2. Die roten Becher stehen für den falschen Zauber: Mit Anti-Aging-Säften lässt sich Faust verjüngen, um für Gretchen attraktiv zu sein.